Luise Unger – Skulpturen und Zeichnungen // Sabine Elsa Müller

Luise Unger – Skulpturen und Zeichnungen // Sabine Elsa Müller Lippische Gesellschaft für Kunst e.V., 21. Mai – 18. Juni 2017  Schwarze Schatten, körperlose Silhouetten, die still verharren oder sich in einem Luftzug ganz leise bewegen – Traumgebilde. Nicht, dass den Formen etwas Unentschiedenes anhaften würde. Ihr Aufbau ist so komplex wie präzise, die Perfektion in der Durchführung beeindruckend. Und dennoch haben sie diese ephemere Aura. Ihre Transparenz und schwebende Leichtigkeit gibt ihnen den Anschein einer flüchtigen Existenz, die kaum zu fassen ist. Auch bei näherem Betrachten werden ihre Konturen nicht schärfer: Der Blick bleibt an diesen glitzernden Gebilden nicht haften. Ihre Oberflächen lösen sich auf, je näher man ihnen zu Leibe rückt. Es sind weniger Körper als fließende Formen der Transformation, die in diesen Arbeiten sichtbar werden. „Panta rhei“ – „alles fließt“ nennt Luise Unger eine ihrer Arbeiten aus dem Jahr 2005, die man zur Gruppe der zellularen Formen zählen könnte: Sie erinnert entfernt an eine Eizelle im Begriff ihrer Teilung. Ungers Arbeiten nehmen uns mit in eine Welt des stetigen Wandels, des Wachsens und Vergehens. Urformen, aus dem geheimnisvollen Weben der Natur gewonnen, um für das Aufblitzen eines künstlerischen Moments bildnerische Gestalt anzunehmen. Und wie lassen sich solche

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Stehen – Morphing – Schweben // Christina Maria Pfeifer

Stehen – Morphing – Schweben // Christina Maria Pfeifer Luise Unger „vertieft sich in die Luft“1, wie sich andere Menschen in eine Sache vertiefen. Kein Wunder, dass ihre Arbeiten etwas Schwebendes kennzeichnet. Auf den ersten Blick wirken die Skulpturen der letzten zehn Jahre wie Gebilde, die sich in silbergraue Gewebe verpuppt haben. Im Prozess ihres Werdens halten sie inne und verweilen einen Moment; Ruhe geht von ihnen aus. Sie scheinen sinnlich weich und luftig zart, man möchte sie behutsam berühren wie empfindsame Geschöpfe. Doch die Puppenruhe ist flüchtig und nur ein „Phänomen des Übergangs“. Bei längerer Betrachtung folgt das Auge der inneren Bewegung der Skulpturen. Mehrere Schichten von körperlosen Hüllen sind mit- und ineinander verwoben und deuten wie in einem Prozess des Morphings mögliche Formen an. Der Blick scheint ins Innere eines Organismus zu fallen und auf den Mikrokosmos des Zellwachstums gelenkt. Biomorphe Formen drängen zueinander wie Zellen vor dem Moment der Zeugung, Grenzen verschwimmen und vergehen, neue entstehen durch Ablösung und Vereinzelung (z.B. Spin, Heliko). Bei anderen Arbeiten sind es die Schichten anthropomorpher Hüllen, deren fließende Formen die Menschwerdung berühren (z.B. Schattenkörper, Träumer, Cor). Unger spricht von der „winzigen Ahnung und wagen Erinnerung an die eigene Zeugung, ohne es

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